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Robin Hope - Hoffnung für Straßenhunde

Das Telefon klingelt. Es steht sowieso kaum still. Draußen zirpen die Zikaden, 38 Grad im Schatten. Hochsommer in Griechenland.


„Guten Tag. Wir haben einen Welpen gefunden. Er kann kaum noch laufen, er torkelt von hier nach da! Wo können wir ihn hinbringen? Wer kann ihn holen? Bitte machen sie schnell, ich glaube er stirbt!“ Die Stimme am anderen Ende des Telefons ist jung. Eine Studentin aus Nürnberg. Sie will noch am gleichen Tag weiter zu den Fähren und Insel hüpfen. Sie hat ein Herz, aber keinen Platz wo sie diesen Welpen in Sicherheit bringen könnte. Wo auch? Es gibt kaum Tierheime in Griechenland. Die es gibt sind überfüllt. Manche sind in schrecklichem Zustand, den Menschen die diese Heime betreuen, geht es oft noch schlechter als den dort eingepferchten Tieren. Sie schenken ihnen alles: Ihr Leben, ihre Zeit, ihren Urlaub, ihre zwischenmenschlichen Beziehungen, denn sie werden oft verpönt und nicht akzeptiert – sie sind Menschen, Idealisten und solche die sich in der Not der Tiere verloren haben, Geld haben sie nie und je nach Grad und Lage können sie sich oft kaum das Nötigste leisten. Der Zahnarzt ein Luxus, der Urlaub ein Fantasietrip, eine schöne Wohnung ein Luftschloss. Dennoch haben sie sich den Tieren mit Allem verschrieben. Verzweifelt kämpfen sie um jedes Leben. Es geht um diese Menschen, um ihre Not um ihre Verzweiflung.

Das Telefon klickt, ich höre mich wie ich sage: „Wo sind sie jetzt? Wann fahren sie weiter? Haben sie dem Tier Wasser gegeben? Ist es im Schatten? Können Sie bei ihm bleiben?“
Im Gedanken mache ich Inventur und wohin mit dem Welpen, der entweder krank, vergiftet oder „nur“ einen Hitzeschlag und am Verhungern ist. Das Herz schaltet den Kopf aus, wir springen in den Wagen, holen das Tier.
Es ist weiter nichts Schlimmes nach unseren Standard. Die Hitze und Durst quält ihn. Wir geben ihm Wasser und sind froh er trinkt, kühlen ihn runter mit nassen Alkohol – Wasser Kompressen. Wir bedanken uns hastig. Auf dem Weg zurück rufen wir in der Klinik an. Man kennt uns schon und es bedarf keinerlei weiterer Vorstellungen – man erwartet uns.


Wir freuen uns der Welpe wird’s durchstehen. Er wird leben.

Schon am nächsten Tag begrüßt er uns Rute gegen den Käfig trommelnd. Wan hat er mich nur kennengelernt, frage ich mich wieder einmal umsonst. Er schaut mir in die Augen, lächelt mich an voller Freude. Er glaubt daran, dass er nun in Sicherheit ist. Alles war nur ein schlimmer Traum.
Jedoch wo sein Albtraum aufhört, fängt unserer an!

Mit einem Tierheim das voll ist und mit einem Tierschutzgesetz, dass die „Wiedereingliederung“ des Tieres vorsieht fängt für uns der Wettlauf mit der Zeit an. Wiedereingliederung bedeutet, das Tier auf der Straße auszusetzen, nachdem es kastriert und gegen Tollwut geimpft wurde. „Wiedereingliederung“ bedeutet für das Tier eine Lebenszeit von höchstens 5 Jahren. Innerhalb dieser 5 Jahre, wird es Hunger und Durst leiden, sich immer wieder auf das Neue einen Schlafplatz suchen müssen. Es muss lernen nicht tierlieben Menschen aus dem Weg zu gehen und sich Futter von freundlich gesinnten zu erbetteln. Es muss lernen den Autos und Motorrädern fern zu bleiben und sich im Verkehr zurecht zu finden, unser Welpe muss auch lernen wer hier Rudel Anführer ist und zuerst fressen darf. Wenn er Glück hat, lernt er das Alles und er lern auch von Giftködern fernzubleiben, das jedoch schaffen nur die wenigsten. 
 

85% aller ausgesetzten Straßen Tiere sterben innerhalb der ersten 25 Tage.

Wiedereingliederung ist eine Tötung auf Raten, ein langsamer aber grausamer Tod.

Das Tierschutzrecht sieht vor, dass ungewollte Haustiere nachgehend einer Überschreibung an die Gemeinde auf der Straße gesetzt werden. Die Gemeinde ist nun der Herr dieser Tiere. Seit Jahren kämpfen Tierschützer mit den einzelnen Gemeinden sich ihrer Aufgabe bewusst zu werden, sich den Tieren anzunehmen. Manche Gemeinden machen das, andere gar nicht. So wird sogar eine Wasserstelle ein Anlass zum Kampf zwischen den Tierfreunden und denen die auch heute noch in Tieren eine lebensgefährliche Bedrohung er Gesundheit sehen. Aktivisten bemühen sich auf allen Ebenen um eine gerechte Gesetzgebung, um Gelder und darum die allgemeine Auffassung dem Tier gegenüber innerhalb der Bevölkerung zu ändern.
Eine Überbevölkerung der öffentlichen Lokalitäten bedeutet auch, dass die Tiere dort von vielen Mitbürgern als Gefahr gesehen werden. Wo immer die Zahlen steigen werden Hunde und Katzen nicht viel anders gesehen als Ratten, Mäuse und Ungeziefer. Auch hier in Nordeuropa gibt es Menschen, die lieber ohne Tier leben möchten denn das ist ihr gutes Recht. Doch in Nordeuropa gibt es Tierheime, denn der Lebensstandard ist höher, die Infrastruktur demnach besser. In Griechenland dagegen gibt es keine Alternative als die Tiere irgendwo auf dem Land, weit weg von Menschen und deren Abfällen (Futterquelle) auszuwildern. Dort fallen sie dann dem Hungertod zum Opfer, oder verdursten was schneller geht, oder sie werden erschossen, erhängt von Jägern als Abschreckung oder von Hirten vergiftet, welche um ihre Schafe und Ziegen bangen.

Unser Welpe befindet sich nun im Tierheim. Es gilt für uns, so schnell wie möglich einen Heim zu finden, damit wieder für den nächsten Notfall, denn das Telefon klingelt schon wieder und hört ja nie auf, Platz da ist. Damit wir wieder sagen können: „Wir kommen! Wir helfen!“
Vor Ort wird erklärt, aufgeklärt, vorgelebt und geworben. Es wird protestiert und debattiert. Oft wird geweint und Adoptionen sind Lichtblicke, die uns Kraft und Hoffnung geben. Vieles hat sich zum Guten gewendet, wenigstens auf dem Papier. Die heutige finanzielle Krise Griechenlands, hat aber dem Tierschutz leider einen kräftigen Stoß zurück versetzt. Ohne Geld, können die unzähligen privaten Tierfreunde vor Ort kaum den Nöten ihrer Schützlinge Herr zu werden. Verzweifelt, wenden sie sich an Alle, von denen sie sich Hoffnung erwarten können.


 

Hoffnung!

Hoffnung, dass eines Tages, der Tierschutz in Griechenland selbstständig und autonom

um sich um seine Tiere kümmern kann.

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Robin Hope, Hoffnung für Straßentiere

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